Sonntag, 9. März 2008

Blabla, blablabla

Heute waren in Niederösterreich Wahlen (nein, keine Angst, mit Politik hat dieser Beitrag nur am Rande zu tun), was zu interessanten Beobachtungen Anlass gibt.

Es mag an meiner juristischen Ausbildung liegen, aber mir erschließt sich schon der Unterschied zwischen Wahlen und Neuwahlen nicht, da es letztere in unserer Verfassungslandschaft gar nicht gibt. Aber das geradezu inflationäre Auftreten der "vorgezogenen Neuwahlen" in Funk und Fernsehen sollte jedem aufmerksamen Sprachbeobachter zu denken geben.

Leider sind es nicht nur die Politiker und ihre Kommentatoren, die zu den in der Medizin noch viel zu wenig erforschten Phänomenen der Blähsprache und Logorrhoe neigen, sondern auch die Juristen. Letzte Woche sind bei mir zum Beispiel geballt aufgetreten:
  • Vertragstexte, in die etwas hineininterpretiert wird.
  • Probleme, die man abklären muss. (Besonders, wenn es um Kunstfehler geht, deren Folgen frühzeitg abzuklären gewesen wären.)
  • Arbeitsabläufe, die wegrationalisiert werden müssen.
  • Ein durch einen Vertragsrücktritt vorprogrammiertes Chaos.
  • Eine Geschäftsbeziehung, die aufgekündigt wurde.
  • Die Aufforderung, einen Betrag von € 1.000 zu bezahlen. (Gelegentlich handelt es sich sogar um einen Geldbetrag von € 1.000!)
  • Schäden, für die Rückersatz verlangt wird.
Möglicherweise waren es noch mehr. Das Schlimme ist ja, dass einem dieser Unsinn selbst nach einiger Zeit nicht mehr auffällt. Das kann aber auch daran liegen, dass diverse Werbungen allerhand versprechen, was mir zu meinem persönlichen Vorteil gereichen soll.

Immerhin habe ich jetzt eine Theorie, die den ansteigenden Papierverbrauch erklärt: Wir haben zwar nichts zu sagen, das aber mit Nachdruck; oder: Je dicker der Schriftsatz, desto dünner die Argumente.

PS: Wer's noch immer nicht glaubt, möge den Text unter Weglassung aller fett geschriebenen Teile nochmals lesen und ihn auf Bedeutungsunterschiede zum echten Original untersuchen.

Montag, 3. März 2008

Die Sache mit dem Glashaus

Bericht über die Beschädigung eines Kopierers. Dieser soll in den ersten Stock, wobei der Empfänger netterweise mithilft, was allerdings nicht verhindert, dass das Gerät zerstört wird:Der Fahrer ging voran und ich hinten nach, wobei ich merkte, dass das Gerät zu kippen drohte und sagte dem Fahrer, er solle es absetzen. Da er offensichtlich durch deutschsprachige Schwierigkeiten es nicht verstand und das Gegenteil tat, nämlich den Kopierer anhob, fiel das Kopiergerät die Stiege hinunter.Kopierer und deutsche Sprache: Totalschaden.

Personalunion

Ein Schöffensenat besteht aus zwei Berufsrichtern und zwei Laienrichtern. Insgesamt 4 Personen, die gemeinsam über Schuld und Strafe entscheiden.
Ein Einzelrichter ist eben genau das: Ein Richter, der die Entscheidung über Schuld und Strafe trifft. Eine Person.

Interessant daher nachstehender Antrag in einer Anklageschrift:Anträge: 1. Anordnung einer Hauptverhandlung vor dem Einzelrichter des Landesgerichts Wr. Neustadt als Schöffengericht.
2....
Eindeutig was für gespaltene Persönlichkeiten.

Freitag, 18. Januar 2008

Arme Justiz

Man hört ja über Sparmaßnahmen im Justizbereich oft genug. Ein besonders tragisches Opfer der Sparwut habe ich gestern am Bezirksgericht Wr. Neustadt entdeckt.
Ein Bild sagt ja mehr als tausend Worte...
Sparmassnahmen
Entweder das Wasser war zu knapp, oder es gibt nicht genügend Personal, das diesem armen Pflänzchen das notwendige Nass spenden könnte.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Sittenwidrige Entscheidung

Bei komplizierten Sachverhalten kann es schon einmal vorkommen, dass sich selbst höhere Instanzen bei der Ausformulierung im Gedankenfluss verheddern. So etwa hier:

"Die einstweilige Verfügung war daher als wettbewerbs- und sittenwidrig [...] zu erlassen."

Dienstag, 8. Januar 2008

Heinrich Graf Hardegg’sche Stipendienstiftung

Vor einiger Zeit habe ich mich ja kurz mit dieser recht eigenartigen Stiftung beschäftigt - hier.
Gestern bin ich über einen Artikel gestolpert, der sich mit ihr auseinandersetzt und dabei vorallem die Problematik Gleichbehandlung thematisiert.

Lesenswert !

Interessant vorallem, wie sich die Verantwortlichen um eine klare Stellungnahme zu diesem Problem drücken.
Danke an Mag. Joachim Stern, Maî (ganz nach unten scrollen !) für diese interessanten Einblicke.

Dienstag, 1. Januar 2008

Knaller

Anregung an den Gesetzgeber nach der gestrigen Nacht: Verkauf und Verwendung von Raketen/Knallkörpern etc. radikal verbieten und Verstöße mit ganz massiven Strafen bedrohen.

Ansonsten: Alles Gute im neuen Jahr an alle Leser.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Verweise

Ein paar Möglichkeiten auf diese Seite zu gelangen per Suchanfrage:

alkolenker
ist leider nicht möglich
nasenbohrer
schlaftrunken



möglich ist aber auch:
Michael Kadlicz, wobei die oben genannten Anfragen aber keine Synonyme sind !

...dramatisch...

Während die Firmenpleiten sinken, steigen die Privatkonkurse dramatisch an, schreibt der Kurier.

Das klingt so, als würden die privaten Haushalte in den letzten Jahren richtig "abstürzen". Aus meiner Beobachtung liegt diese Steigerung aber vielmehr daran, dass das Institut Privatkonkurs inzwischen allgemein bekannt und auch nicht mehr tabuisiert wird. Es ist keine Schande mehr zuzugeben, dass man mit seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr klar kommt.
Das ist auch gut so und gibt vielen Menschen wieder eine Perspektive, die früher dazu verurteilt waren bis an ihr Lebensende am Rand der Gesellschaft zu leben.

Ausdünstungen der Gerüchteküche

Aus einem Urteil:So sehr die Zeugin auch aus ihrere Unlust, vor Gericht als Zeugin aussagen zu müssen, kein Hehl machte, so sehr überzeugten das Gericht doch deren Angaben. Dem Wesen eines jeden kleineren Ortes inhärent ist unter anderem eine ständig brodelnde Gerüchteküche, deren Ausdünstungen wohl auch den Inhalt der Angaben der Zeugin vor der Polizei gefärbt haben.Wenn ich das mit dem letzten Eintrag von Sciscitor vergleiche, wird klar, dass die Erstgerichte doch etwas näher am richtigen Leben sind.

Sonntag, 16. Dezember 2007

"Absolut lebensfremd"

Man liest ja so einiges in Rechtsmittelentscheidungen: Häufig gescheite Überlegungen, manches worüber man diskutieren kann, gelegentlich unverständliches aber dann und wann auch etwas, worüber man sich nur wundern kann.

Etwa dann, wenn die im Rahmen der Beweiswürdigung des Erstgerichtes ausgesprochene Ansicht, dass monatlich einmal die Müllabfuhr kommt, als aufgrund des modernen Lebensstandards "absolut lebensfremd" bezeichnet wird.

Sieht man nämlich auf der Homepage der vom Verfahren betroffenen Gemeinde nach, so findet sich dort folgende Tabelle:
Die Tonnen und Restmüllsäcke werden von den Haushalten abgeholt.

Nächste Termine
24. Dezember 2007
02. Jänner 2008
28. Jänner 2008
25. Februar 2008
25. März 2008
21. April 2008


"Absolut lebensfremd" mag hier etwas sein, die monatliche Müllabholung ist es aber sicher nicht.

PS: Entzückend finde ich in diesem Zusammenhang allerdings den Zwischentermin 2. Jänner gleich nach dem vom 24. Dezember ("die Gabentische werden immer bunter,
und am Mittwoch kommt die Müllabfuhr und holt den ganzen
Plunder"; Sturzflug, Geier in Bruttosozialprodukt 1983). Womit auch die Brücke zum bevorstehenden Lichterfest geschlagen wäre.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Ende der Vorstellung : 12:30

Vor einigen Jahren wurde in Wien ein modernes (jedenfalls hohes) Justizzentrum gebaut. Tiefgarage, Expresslifte, tageslichtlose Gänge inklusive.
450px-Justizzentrum
Heute wollte ich in diesem Prachtbau um 15:00 eine Urkunde kopieren. Mutig bin ich in die Firmenbuchabteilung vorgedrungen (obwohl "Parteienverkehr" an sich nur bis 12:30 ist). Dort bin ich dann auch auf einen durchaus freundlichen Mitarbeiter gestoßen, der mir die Urkunde auch ohne weiteres gegeben hätte.
NUR: Kopieren kann man um die Zeit nichts mehr, weil der Kopierer (und seine BedienerIn nehme ich an) machen um 12:30 Schluss.

Während der Kopierer also schon seinen wohlverdienten Feierabend genossen hat, bin ich unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Aber außen wirkt es wirklich modern - das Justizzentrum.

Zwei

Aus einem Schriftsatz:
"...so ergibt sich, dass aus der Beilage ./8 zwei Telefonnummern (in Worten: zwei) im August 2006 versandt wurden."
Na dann (in Worten: Na dann).

Mittwoch, 28. November 2007

Schwankend

Aus einem Arbeitsgerichtsprozess:

Auf die Frage der Richterin, wieviele Mitarbeiter bei der beklagten Partei beschäftigt waren, antwortet ein Zeuge folgendes:Die Mitarbeiter schwankten, am Anfang waren es 9 oder 10.Wieviele Mitarbeiter es gab, die nicht mit Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen hatten lässt sich der Aussage leider nicht entnehmen.


Impressum :

für den Inhalt verantwortlich:

Michael Kadlicz

Rechtsanwalt

2700 Wiener Neustadt

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